Mittwoch, 10. Juni 2009

Rückblick: Iceline

Heute möchte ich von einem Slackline-Erlebnis aus dem letzten Winter berichten: Ein Waterline-Abenteuer der besonderen Art.

Der kleine Stausee in der Heide eignet sich wunderbar für Wasserleinen. Beim Landcruising-Waterline-Treffen im Sommer 2008 hatten wir den Spot kennengelernt. Nach längerem Rumprobieren gelang mir die 26m lange Leine zur Insel. Sebastian hatte weniger Glück, so daß wir eine Woche wieder zum Spot fuhren. Sebastians Versuche waren deutlich besser, leider reichte es an diesem Tag trotzdem nicht ganz, bei seinem weitesten Versuch am schon fortgeschrittenen Abend plumpste er anderthalb Meter vor dem Ende ins Wasser - schade.

Nun, kommt Zeit, kommt Waterline. Dank deutlich hochgeschraubten Slackline-Können - wir hatten inzwischen auf bis zu 70m langen Longlines fleißig geübt und auch der Gear-Stack war deutlich umfangreicher geworden - wollten wir es am Zweiten Advent 2008 nochmal wissen und Sebastians Waterline-Sack endlich abhängen. Mit vollgepackten Rädern ging es in die winterliche Heide. Der See sah aus wie zugefrohren, allerdings war es nur eine dünne Schicht aus Schneematsch, die die Wasseroberfläche bedeckte.

Nachdem wir uns mit Keksen und heißem Tee gestärkt hatten, spannten wir uns erstmal eine kleine, aber schöne Trickline zum Einslacken im Wald.

Nun war es an der Zeit, das Abenteuer zu beginnen, also warfen wir uns in Schale. Mir fiel die undankbare Aufgabe zu, zur Insel zu schwimmen, um die Slackline dort festzumachen. Abgehärtet durch's Weihnachtstauchen stieg ich furchtlos in die Fluten. Auf dem Rücken ohne Flossen richtung Insel zu schwimmen, dabei Leine, Slackdog, Rundschlinge, Schäkel und Baumschoner über Wasser zu halten war dann aber doch nicht so einfach. Gleich zu Beginn sackte ich etwas mit dem Kopf nach unten und bekam einen ordentlichen Schwall aus Eiswasser und Schneematsch ins Gesicht. Auf dem Weg nach drüben staute sich der auf dem Wasser liegende Schnee zu einem dicken Klumpen in meinem Nacken an, was ziemlich unangenehm und kalt war.

Trotzdem war die Waterline diesmal wesentlich schneller aufgebaut, als im Sommer und so machte ich mich auf der Leine wieder auf den Rückweg. Sebastian hatte die Leine allein allerdings nicht straff genug gespannt bekommen, so daß aus dem Jesus-Walk eher ein Jesus-Wade wurde.

Wieder am Festland angekommen, war von Kälte jedoch keine Spur mehr. Das Wasser im Anzug hatte inzwischen Badewannentemperatur angenommen und auch sonst war mir beim Lauf über die Leine ordentlich warm geworden - Arme hochhalten in 7mm Neopren ist ordentlich anstrengend. Wir spannten die Leine noch etwas nach, dann war Sebastian an der Reihe. Souverän schritt er über den See und langte trocken auf der Insel an.

Für den Rückweg wollte er es dann mal mit einem Sitzstart probieren, welcher sich im dicken Neoprenanzug als deutlich schwieriger herausstellte. Also machte auch Sebastian Bekanntschaft mit dem Eiswasser. ;-) Nach ein paar Versuchen schaffte er auch den Rückweg.
Nun wollte ich nochmal versuchen, diesmal mit den Füßen über der Wasseroberfläche. Auch am Sitzstart probierte ich mich, es gelang mir sogar einmal in der Mitte der Leine. Es ist im Neopren aber wirklich bockeschwer und superanstrengend. Auch Surfen funktionierte, wenn auch nicht immer ganz sturzfrei.

Die ganze Aktion war ordentlich schweiß- und pulstreibend, auch wenn der Anblick des zugeschneiten Sees etwas anderes suggeriert. Die Anzüge sind dafür ausgelegt, daß man sich auch im Winter bei einer Stunde Tauchen in hiesigen Gewässern nicht den Arsch abfriert. Allerdings bewegt man sich beim Tauchen so gut wie gar nicht und hat die ganze Zeit kaltes Wasser um sich herum. Beim Waterlinen ist man die meiste Zeit über der Wasseroberfläche, ständig in Bewegung, der Anzug ist winddicht, das Wasser darin warm - und dem Slackliner darin noch wärmer. In der typischen Slackline-Haltung zieht das Neopren die Arme die ganze Zeit ordentlich nach unten, ab der Hälfte der Leine will man sie eigentlich gar nicht mehr hochheben. Zwischendurch war mir so warm geworden, daß ich mich 'ne Runde auf den See legen mußte, um erstmal wieder ein bißchen kaltes Wasser in den Anzug sickern zu lassen.

Alles in allem war es eine wunderbare Übung, auch unter erschwerten Bedingungen mit erhöhtem Puls auf der Slackline schön ruhig zu bleiben. Zudem war es ein Riesengaudi, wir hatten an diesem Nachmittag ordentlich Spaß.

1 Kommentar:

  1. Fluid Flo:
    Na das ist ja mal eine Aktion, die sich sehen lassen kann! Kann mir gut vorstellen wie ungläubig euch die Leute vom Ufer (und winterstarren Fische vom Seegrund) angestarrt haben. Schon beim normalen Slacken oder "normalen Winterslacken" erntet man 'ne Menge Blicke, aber das ist mal noch 'ne ganze Nummer deftiger!

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